geschlendert...
Neulich war ich endlich mal auf dem Polenmarkt.
Die Polizeikontrollen auf drei hinter einander liegenden Parkplätzen vor dem Grenzübergang machten neugierig: Auf dem Polenmarkt mußte doch der Papst tanzen, von dem es in ganz Polen riesige Plakate gibt, gleich neben denen vom süßen Jesuskindlein.
Der Papst: überall seine süffisante verlogene Fresse zu sehen in Polen.
Ich habe ausser in Sczecin keine Stadt auf der Welt besucht, auf dem der geistesgestörte Religionsgründer Jesus C. auf großen Leuchtreklamen zu sehen war. Sehr wahrscheinlich hat Jesus nie existiert. In Polen existiert er posthum.
Auf dem Polenmarkt: Dort mußte einfach billige Schmuggelware zu kriegen sein, von der man in Deutschland nur träumen kann. Mein Nachtwunsch: "I am a smuggler." (Zitat von Thomas Peiler, dem früh verstorbenen Lebensfreund des Galeristen)
Ich war also dort. Auf dem Polenmarkt.
Preise erheblich höher, als der Mythos es verspricht. Eine Portion Bratkartoffeln mit einem "Steak", welches in Wirklichkeit ein Nacken"steak" ist, 12 Euro. Aber die dummen Deutschen stehen danach Schlange. 0,3l Coca-Cola in pfandfreier Plasteflasche: 2,30 Euro.
Zloty werden auf dem Polenmarkt nicht einmal auf der öffentlichen Toilette angenommen. Ich wollte meine 50ct Beitrag in Form von 2 Zloty zahlen: abgelehnt. Die Polen sind intelligent und wissen, was die dummen Deutschen haben wollen. Koste es, was es wolle.
Billige Friseure locken, mit phantasiereichen Namen. Ich möchte mir allerdings niemals die Haare schneiden lassen von einer fetten wasserstoffgefärbten Blonden, deren Etablissement sich Creeharzjon nennt.
Der Polenmarkt bietet jede Menge Sehenswertes: beispielsweise einen Lautsprecher, der ein offensichtlich gefälschtes JBL Signet trägt. Eine fette Plaste-Box, die bunte Lichter-LED tanzen läßt in einem schmierigen Baßgewummer. JBL hat in den vergangenen Jahren an Nimbus verloren und ist vielfach zur Kopfhörermarke für schwarze Scheinasylanten herabgesunken. Aber so tief sind sie nie gesunken, daß sie Plasteboxen mit LED anbieten.
Ich werde irgendwann an das Grab von James B. Lansing pilgern.
Der Polenmarkt:
"Butter", in Wirklichkeit Mischfett für 70ct pro 250 Gramm, die in Wirklichkeit nur 180 Gramm sind. Paprika aus eigenem Anbau: 2,50 Euro für ein Kilo. Halb vergammelt.
Knoblauch: Pro Knolle 1 Euro. Lecker-aggressiv-frisch.
Lebendige Fische. Kilo 40 Euro für Aal.
Unglaubliche Mengen von Tabak und Spirituosen. Ich habe eine Jameson-Fälschung probiert: sehr wahrscheinlich Kartoffelbrand mit Zuckerkulör. Tabak habe ich nicht probiert. Ich habe mehrere Laster, aber das Rauchen gehört nicht dazu. Die Summe meiner Laster bleibt aber auch mit dem Altern unverändert.
Kleidung ohne Ende: gerne Micky-Maus-Figuren mit Straßsteinchen. Billigste Damenschuhe, aber weit und breit keine Dame in Sicht.
Sex: Kleine Hütten mit Offerten für Porno-DVD. Und im Hinterzimmer sehr sehr junge Mädchen.
Ignorieren.
Jede Menge Produkte, die in Deutschland verboten sind: aggressive Pflanzenschutzmittel, die in gutem Deutsch beworben werden. Die blauen Potenzpillen ohne Rezept, genau wie andere Medikamente bis hin zu Opiaten. Original oder Fälschung?
Traurig: kaum ein europäisches Volk hat so unter den Nazis leiden müssen wie die Polen. Und dann findet man auf dem Polenmarkt: Wehrmachtsuniformen, Hitlerbilder, jede Menge NS-Devotionalien. Was geht in den Verkäufern dieses Drecks vor sich?